Siegfried Jagott: Microsofts MVP Interview Teil 2

 

Der Microsoft MVP (engl. Most Valuable Professional – “Am höchsten geschätzter Experte”) Award ist die höchste Auszeichnung, die einem von Microsoft seit 1995 jährlich verliehen werden kann. Einer von den Ausgezeichneten ist Siegfried Jagott. Im ersten Teil unseres Interviews haben wir erfahren, was Herr Jagott am liebsten in seiner Freizeit macht. Klicken Sie hier, um zum ersten Teil des Interviews zu gelangen. Wer ist die größte Inspiration des MVP-Preisträgers? Was war sein prägendstes Erlebnis in der Vergangenheit und was für Projekte hat er für die Zukunft geplant? All das und vieles mehr erfahren Sie im folgenden zweiten Teil unseres Interviews.

 

 

Interview mit Siegfried Jagott – Teil 2

 

Wie kam Ihr Interesse an Microsoft zustande? Wer oder was inspirierte Sie besonders?

Ich kam durch meine Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann in den Kontakt mit MS-Dos Computern (nachdem ich bis dahin immer auf den Commodore 64 programmiert hatte). Ich startete mit MS-DOS 3.30 und dann kam irgendwann Windows 3.1 raus, zusammen mit Word für Windows fand ich das schon immer sehr spannend und hab mich gerne mit der grafischen Benutzeroberfläche beschäftigt. Speziell Troubleshooting war mein Ding: Am Anfang mehr Druckertreiber, später dann auch Probleme mit dem Betriebssystem.

 

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Wie kamen Sie zu Ihrem Schwerpunkt bei Microsoft? Warum gerade dieser Bereich?

Windows fand ich ja immer schon toll, doch als ich dann in Kontakt mit Windows 95 kam, und dort ein internes Mail-System (auf Basis von MS-Mail) fand, hatte ich mich damit in der Tiefe beschäftigt.

Im Jahre 1994/1995 gab es E-Mail lediglich über sogenannte BBS-Systeme, und diese tauschten die Mails anhand von Fido-Net im Ring-System aus. Somit hat eine Mail von Deutschland nach USA normalerweise 1-2 Tage gedauert, und die Antwort natürlich die gleiche Zeit zurück. Unvorstellbar heute, oder?

Ich arbeitete damals für eine kleine Softwarefirma und für die führten wir Windows 95 ein, welches allerdings keine Schnittstelle zu anderen Systemen (die damals auf X.400 Standard, nicht auf SMTP, waren). Hierfür brachte Microsoft die Software Exchange Server 4.0 raus, auf den ich mich gleich stürzte und fasziniert von der Vielfalt des E-Mail Systems war.

Als ich dann im Jahre 1996 noch ein paar Anbindungen an Exchange wie einen Ferrari Fax-Connector machen durfte, und auch in den Newsgruppen von Microsoft Probleme mit Exchange Server gelöst habe – war mir klar was ich machen wollte: E-Mail auf Basis von Exchange Server.

Interessanterweise hat sich Exchange seit dieser Zeit immer weiterentwickelt, und Technologien hervorgebracht wie Active Directory (bei Exchange 5.5 gab es noch ein eigenes Directory), Exchange 2000 Instant Messaging (was später in LCS, OCS und Skype integriert wurde, und jetzt als Basis von Microsoft Teams Chat ist), Sharepoint – die eine Entwicklung als Konkurrenzprodukt für Lotus Notes Datenbanken entstanden und PowerShell, was mit Exchange 2007 eingeführt wurde. Aber auch das erste wichtige Produkt von Office 365 – was zuvor BPOS genannt wurde – war Exchange.

Somit bin ich jetzt knapp 30 Jahre mit Exchange unterwegs, und auch heute ist es noch spannend: Der Messaging Security Aspekt von Microsoft Defender for Office 365 (MDO) macht sehr viel Spaß.

 

Was wollten Sie ursprünglich mal werden, als Sie jünger waren?

Ich wollte eigentlich Lokführer oder Polizist werden. Meine Eltern wollten dass ich die Schreinerei meines Vaters übernehmen – was leider nicht geklappt hat weil mein Vater wie ich 10 Jahre alt war gestorben ist. Somit hatte ich die Liebe zum Computer als Teenager entdeckt – und diese weiter verfolgt.

Lustig wie das Leben so spielt, oder? Aber ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, und finde es jeden Tag aufs neue spannend mich mit IT zu beschäftigen.

 

 

Was sind Ihre wichtigsten Projekte der Vergangenheit?

Ich glaube mein größtes persönliches Projekt in diesen Umfeld war die Entscheidung ein Buch zu schreiben, was ich im Jahr 2010-2011 mit dem Buch „Exchange 2010 Best Practices“ von Microsoft Press realisiert hatte. Es war schon ein tolles Gefühl in einen Barnes Nobel Bookstore in Amerika zu gehen, und dort mein Buch zu sehen.

Das hatte auch zur Folge dass ich bei den nächsten Exchange Konferenzen als Sprecher eingeladen wurde – und letztendlich zum MVP ernannt wurde.

Zusätzlich glaube ich meine Arbeit für Microsoft Learn – bei der ich nicht nur an den offiziellen Microsoft Schulungsunterlagen (MOC) von Exchange seit 2007 mitarbeiten durfte, aber auch an z.B. der Erstellung der MCP-Prüfungen für verschiedenste Produkte und auch Trainigs-Videos für Microsoft erstellen durfte. Das hat mich immer sehr geehrt, und ich habe immer versucht die Schulungen oder Trainings so zu gestalten, wie ich es einen jungen Kollegen erklären würde. Aber nicht nur Exchange, ich hab in der Zeit auch an Windows Server, Microsoft Teams, und zum Thema Security & Compliance Kurse erstellt.

Wenn ich zurückdenke: Für Exchange hab ich an allen Microsoft Schulungen und Prüfungen, auch an der aktuellsten Exchange Online Schulung mitgearbeitet – und das seit mehr als 15 Jahren. Da kann man schon etwas stolz sein, oder?

 

Das können Sie definitiv! Welche Projekte haben Sie für die Zukunft geplant, sofern Sie uns ein bisschen was davon verraten dürfen?

Ich glaube uns stehen gerade spannende Zeiten in der IT bevor: Künstliche Intelligenz (KI) wird die Art & Weise wie wir mit der IT gearbeitet haben grundsätzlich verändern – ich glaube sehr zum Vorteil.

Wenn ich denke dass ChatGPT sogar PowerShell beherrscht – wie cool ist das denn? Schon mal bei ChatGPT „Act as PowerShell“ eingegeben? Damit kann man Exchange Aufgaben wie die Erstellung von Datenbanken sehr einfach erhalten, und muss die Cmdlets nur noch in die echte PowerShell kopieren.

 

Stehen Sie eigentlich in Kontakt mit anderen MVP‘s auf der Welt?

Ja natürlich, wir sind ja eine „große“ Familie. Ich stehe zu vielen der Deutschen MVPs in Kontakt, und auch zu der MVP aus meiner Award-Kategorie „M365 Apps & Services“. Früher wie „wir“ noch die Exchange MVPs waren, bildete sich eine tief „eingeschworene“ Verbindung. Man traf sich normalerweise bei Konferenzen wie der Microsoft Ignite (dort gab es immer spezielle Veranstaltung wie ein Frühstück mit dem Chef der Exchange Produktgruppe) oder bei der MVP Summit. Die Exchange MVP halten immer noch wärend der Summit ein gemeinsames Abendessen ab, wo wir uns natürlich über unser „Baby“ E-Mail unterhalten.

Es ist auch toll andere, fremde MVPs anzuschreiben und z.B. um Rat zu bitten – hier wird man nie abgewiesen. Sozusagen ein gewisser „Ehrenkodex“.

 

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Was würden Sie einem frischgebackenen MVP-Award Gewinner raten?

1. Fahrt unbedingt auf die MVP Summit nach Redmond. Die wichtigste Konferenz bei denen nur MVPs teilnehmen dürfen, man aber direkt mit der Produktgruppe in Kontakt kommt und so seine Fragen und Wünsche direkt beantwortet bekommt.

2. Macht euch nicht verrückt: Seit präsent und arbeitet in der Community weiter wie zuvor – wenn Ihr einmal MVP seid, ist eine Erneuerung des Titels einfacher als beim ersten mal. Glaubt mir: Ich hab den Titel ja schon seit jetzt 11 Jahre…

 

 

Was ist das prägendste Erlebnis in Ihren Jahren als MVP?

Treffen mit Satja Natella auf der MVP Summit, als er in seinem ersten Jahr als CEO dort gesprochen hatte. Und natürlich, dass ich vielen „Idole“ meiner frühen Zeit in der IT Begegnen durfte und die heute meine Freunde sind: Tony Redmond, Paul Robichaux, Marc Minasi oder Marc Russinovic – um nur ein paar der „alten“ Garde zu nennen.

 

Ich danke Ihnen vielmals Herr Jagott für diesen spannenden Einblick in das Leben eines MVP’s. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

 

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Date: 19. Okt 2023
Author: Froher Yosofy
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